Die weltweite Veröffentlichung von Apples iOS 18 hat die Erwartungen der Nutzer/innen an die Personalisierung der Benutzeroberfläche verändert. Für die Android-Welt stellt dies jedoch eine besondere Herausforderung dar. Während Xiaomi HyperOS weiterhin als eigenständiges Betriebssystem entwickelt wird, hat die jüngste Veröffentlichung von HyperOS 3 einige Power-User zum Grübeln gebracht, warum es an einer detaillierten ästhetischen Steuerung fehlt. Nutzer/innen, die Geräte wie das Redmi Note 15 Pro oder das neue Xiaomi 17 aktualisieren, stellen fest, dass Funktionen wie die native Einfärbung von Symbolen und modulare Kontrollzentren im Vergleich zu anderen Angeboten fehlen.
Die strategische Architektur von HyperOS 3
Die Philosophie, die hinter der Entwicklung von HyperOS 3 steht, unterscheidet sich stark von den traditionellen Smartphone-Skins, da dieses Betriebssystem als Middleware-Schicht zur Unterstützung des Ökosystems „Mensch x Auto x Zuhause“ gedacht ist und nicht als eigenständige mobile Schnittstelle. Eine solche Integrationsstrategie schränkt die Flexibilität der Benutzeroberfläche stark ein. Um eine nahtlose Verbindung mit dem Xiaomi SU7 EV und Smart Home-Produkten zu ermöglichen, hat das System Stabilität und Einheitlichkeit Vorrang vor dem offenen Sandbox-Ansatz der Android-Versionen.
Die neuesten Builds wie OS3.0.4.0.WOOMIXM deuten darauf hin, dass der Schwerpunkt eher auf der Optimierung des Backend-Kernels als auf Tools zur Anpassung des Frontends liegt. Der „Stabilisierungsrückstand“ in diesem Bereich ist eine kalkulierte technische Entscheidung: Mit der Sperrung dieser spezifischen UI-Elemente stellt Xiaomi sicher, dass das Xiaomi HyperConnect-Framework auf Tablets wie dem Xiaomi Pad 8 und Wearables wie dem Xiaomi Band 10 zuverlässig funktioniert, ohne dass Änderungen durch den Nutzer die für die geräteübergreifende Kommunikation erforderliche Layout-Konsistenz zerstören.
Technische Einschränkungen bei der Anpassung von Symbolen
Ein Knackpunkt ist das Fehlen einer nativen Anpassung von dunklen Symbolen. iOS 18 analysiert die App-Symbole auf dem Gerät und erstellt dunkle Varianten in Echtzeit. HyperOS 3.0 hat dagegen ein technisches Problem mit dem „weißen Hintergrund“ bei älteren Android-Anwendungen.
- Das Maskierungsproblem: Das System wendet eine einheitliche „Squircle“-Maske auf alle Icons an. Ohne eine fortschrittliche KI-Verarbeitung, die weiße Hintergründe von Drittanbieter-Apps entfernt, führt die Erzwingung des Dark Mode oft zu visuellen Unstimmigkeiten.
- Die Super Icon Engine: Xiaomis eigene „Super Icons“ verwenden eine eigene Rendering Engine, die Swiping-Gesten unterstützt. Um eine Funktion zum globalen Einfärben einzubauen, müsste das gesamte Framework überarbeitet werden, um dynamische Farbüberlagerungen zu unterstützen. Dies wird wahrscheinlich in einem zukünftigen Update wie HyperOS 4.0 enthalten sein.
Wirtschaftliche Faktoren und Internetdienste
Neben den technischen Beschränkungen gibt es auch eine klare wirtschaftliche Motivation für diese Designentscheidungen. Xiaomi verfolgt ein Geschäftsmodell mit sehr geringen Gewinnspannen bei der Hardware und benötigt daher viel stärkere Einnahmequellen bei den Internetdiensten. Der Theme Store ist für dieses finanzielle Arrangement unerlässlich.
Würde Xiaomi HyperOS ein komplett natives, kostenloses „Icon Studio“ anbieten, das mit iOS 26 vergleichbar ist, würde es sofort den Markt für Icon Packs und Themes von Drittanbietern kannibalisieren. Das derzeitige Ökosystem basiert auf einer „Freemium“-Anreizstruktur, bei der die Nutzer/innen ermutigt werden, den Theme Store zu besuchen, um visuelle Unstimmigkeiten im Standardbetriebssystem zu beheben. Dadurch werden die Einnahmen der Themendesigner geschützt und die DAU-Kennzahlen des digitalen Marktplatzes von Xiaomi hoch gehalten.
Community-Lösungen und Systemverbesserungen
Während das native System auf zukünftige Updates warten musste, füllte die Community die Lücke mit hochwertigen Themes, die oft als „iOS 26“ oder „Dark Mode Pro“ bezeichnet werden. Diese Themes nutzen statische Assets, um dem Betriebssystem die einheitliche Ästhetik zu verleihen, die ihm derzeit fehlt.
Zukünftige Roadmap: HyperOS 4 und darüber hinaus
Derzeit deuten Branchenanalysen darauf hin, dass diese fehlenden Anpassungsfunktionen strategisch für zukünftige Hardware-Zyklen reserviert werden. Da Android 17 eine tiefere KI-Integration für UI-Assets verspricht, arbeitet Xiaomi wahrscheinlich auch an einer Art „HyperAI“-Lösung zur Generierung von Symbolen. Das würde erklären, wie das Unternehmen diese Funktion als technologischen Durchbruch für künftige Flaggschiffe wie die Xiaomi 17-Serie positionieren und vermarkten wird. Bis dahin hat die Starrheit des Control Centers einen funktionalen Grund: Sie stellt sicher, dass die IoT-Steuerung im Vordergrund steht und fördert die Einbindung in das Smart Home-Ökosystem. Dieser Ansatz mag die Personalisierung einschränken, aber er verankert das Betriebssystem in seiner Rolle als zentrale Schaltzentrale für den vernetzten Lebensstil.

Emir Bardakçı


